Bauanleitung: Verstärkte (Amplified) PTT
Doc, 01.03.2024
Einleitung
Wie in einem anderen Blogbeitrag beschrieben, benötigt man für manche Headsets eine Verstärkung. Bei diesen Headsets mit dynamischem Mikrofon wird die Verstärkung meist in die Puch-To-Talk-Einheit (PTT) eingebaut. Originale von Peltor oder Nexus gehen gerne in Richtung von 200 CHF und höher. Nachdem ich Schaltpläne gefunden hatte, wollte ich die Herausforderung angehen und schauen, ob ich selbst so etwas zusammengelötet bekomme. Ich habe passend für mein Funkgerät (Midland G13) eine PTT mit NATO-Konfiguration und Kenwood-Stecker gebaut. Mit anderen Steckern ist das Verfahren prinzipiell das gleiche, die Anschlüsse unterscheiden sich dann aber.
Achtung, Trigger-Warnung!
Der Autor dieses Beitrages hat in seinem sonstigen Leben mit Elektrotechnik nichts zu tun und hat bisher nur die Anschlüsse von Akkus umgelötet. Die Bilder und die darin gezeigten Lötstellen können bei Menschen mit Ahnung von der Materie zu Verstörungen und Ablehnung führen. 😉
Was wird benötigt?
Zuerst benötigt man eine PTT für das Gehäuse, Kabel, Stecker und Druckknopf, hier reicht irgendein Nachbau, z.B. Z-Tactical. Im besten Fall direkt mit der Konfigurtion (NATO/Peltor), die ihr benötigt. Für die Verstärkungsschaltung braucht es dann noch diverse Elektronikkleinteile, diese bekommt man meist für wenige Rappen, z.B. bei Conrad:
- Transistor, z.B: BC547C
- Kondensator 200 nF
- Widerstand 470kΩ
- Draht (bei mir nicht nötig gewesen)
- Schrumpfschlauch
- Lötzinn
Und zuletzt noch etwas Werkzeug
- Schraubenzieher
- Lötkolben
- Multimeter
Zusammenbau
Abbildung 1.: Schaltplan der Schaltung für die Verknüpfung mit Kenwood-Stecker und NATO-Konfiguration.
In Abbildung 1 ist der Schaltplan des ganzen Projektes zu sehen. T steht hierbei für den BC547C-Transistor , R ist der 470kΩ-Wiederstand, C ist der 220 nF-Kondensator und S ist der in der PTT bereits verbaute Schalter. Die Belegung des Kenwood-Steckers auf der linken Seite seht ihr in Abbildung 2.
Abbildung 2.: Steckerbelegung des Kenwood-Steckers.
Auf der anderen Seite ist die Buchse für den J-Stecker des Headsets. Bei mir waren die einzelnen Anschlüsse durchnummeriert. Falls dem nicht so ist, empfehle ich, alles mit dem Multimeter durchzumessen und entsprechend zu beschriften.
Abbildung 3. Belegung des J-Steckers.
Zu Beginn habt ihr die PTT so vor euch, wie sie ist. Mit dem Kreuzschraubenzieher werden die Schrauben gelöst, zuerst die Inneren für die Klammer, anschliessend kann man die beiden äusseren Schrauben lösen, welchedie beiden Hälften zusammenhalten. Je nach Modell kann man die Hälften dann mehr oder weniger leicht voneinander lösen. Nun sind die Kabel offen und man kann alles, inklusive der Buchse, Anschlüsse und PTT-Button herausnehmen. Den Button, die Feder (!) und beide Gehäusehälften kann man nun erstmal bei Seite legen (Abbildung 4).
Abbildung 4.: Öffnen der PTT.
Nachdem nun alles freigelegt war, habe ich erstmal alles durchgemessen, um sicherzugehen, dass mit der Verkabelung alles in Ordnung ist und die PTT so verdrahtet ist, wie sie soll. Den Schaltplan dazu seht ihr in Abbildung 5.
Abbildung 5.: Schaltplan einer PTT mit Kenwood-Stecker und NATO-Konfiguration ohne Verstärkung.
Danach ging es los mit der eigentlichen Arbeit, dem Einbau der Verstärkungsschaltung. Wenn man Abbildung 1 und Abbildung 5 vergleicht, fällt auf, dass man recht viel so lassen kann, wie es ist. Das meiste kommt zwischen 3 und 1-2. Die 1 wies bei meinem Modell einen langen Steg auf, hier konnte ich den Transistor über den Emitter (TE) recht einfach direkt hinzufügen. Anschliessend habe ich das Kabel an der 3 gelöst und hier den Kondensator hinzugefügt (Abbildung 6).
Abbildung 6.: PTT-Buchse mit Transistor an der 1 und Kondensator in Gelb an der 3.
Als nächstes wurde der Kondensator mit der Basis (TB) des Transistors verbunden. Damit blieb nur noch, den Widerstand zwischen Basis (TB) und Kollektor (TC) einzufügen. Irgendwo hier habe ich dann gemerkt, dass alles irgendwie kompakter werden muss, den Transistor nochmal entfernt und umgedreht eingebaut, sodass er in Richtung Buchse zeigt. Anschliessend den Widerstand zwischen Basis (TB) und Kollektor (TC) hinzugefügt und das Kabel in Richtung 1-2 drangemacht (Abbildung 7).
Abbildung 7.: PTT mit allen Bestandteilen der Schaltung.
Das Wichtigste war an dem Punkt erstmal – klappt eigentlich alles? Also direkt zwei Funkgeräte in die Hand genommen, getestet und mit Freude festgestellt, dass alles auf Anhieb funktioniert. Da hatte ich irgendwie nicht damit gerechnet….
Also alles einfach noch in das Gehäuse packen, dachte ich mir und durfte beim Einsetzen in das Gehäuse dann feststellen, dass ich den Widerstand in die falsche Richtung eingefügt habe (Abbildung 8).
Abbildung 8.: Εlektronik im Gehäuse.
Danach gab es dann noch etwas mühsame Arbeit, alles so abzuändern, dass es in das Gehäuse passt, was jedoch irgendwann dann auch erfolgreich war. Ich habe dabei den Hohlraum hinter dem Taster für den Widerstand genutzt. Vermutlich wäre es klug gewesen, die Kabel etwas zu kürzen, um dort weniger Probleme zu haben, aber das habe ich mich nicht getraut.
Insgesamt hat mich die ganze Aktion 2 h an Zeit gekostet, was in Anbetracht des ersten Males für mich absolut in Ordnung war. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, alles noch schön mit Schrumpfschläuchen etc. einzufassen. Das Vorhaben scheiterte jedoch an der Grösse. Ich habe gehört, dass Manche auch den unteren Teil des Gehäuses am Ende mit Heisskleber füllen, was sowohl für Isolierung als auch für Wasserschutz sorgt.
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