Sehen oder gesehen werden?

Seit der erste Speer oder Stein im Kampf geworfen wurde stellt sich der Mensch die Frage «wie sehe ich wo ich treffen werde?». Obwohl viele argumentieren,  dass im Airsoftbereich Visiere völlig nutzlos sind, werden wir uns hier einige Varianten näher ansehen.

Kimme und Korn

Die einfachste Art der Visierung, die völlig ohne Batterien oder Glas auskommt. Die meistverbreiteten Arten sind:

  • Ring und Korn, besonders bei Amerikanischen Systemen wie AR-15 und SCAR sehr beliebt. Die hintere Visierung ist dabei als Ring oder kleines Loch ausgeführt.
  • Trommeln bzw. Diopter Trommeln sind im zentraleuropäischen Raum und spezifisch bei Herstellern wie Heckler & Koch oder SiG/SAN sehr beliebt. Die hintere Visierung sieht, der Bezeichnung entsprechend, aus wie eine drehbare Trommel und das vordere Visier ist meistens ein Korn mit einer ringförmigen Haube.
  • V- oder U- Schnitt Visiere sind bei Repetiergewehren (z.b. Scharfschützengewehre)  und Maschinenpistolen häufig der Standard, Diese sind sehr einfach gehalten und zB. Bei gewissen Maschinenpistolen nicht mal verstellbar. Ein einfacher Steg mit einem V- oder U- Ausschnitt bildet das hintere Visier während vorne meistens ein freistehendes Korn oder A verbaut ist.

All diese Visiere, bei Kimme und Korn spricht man allerdings von Absehen, haben den Vorteil da sie ab Werk an allen Geräten zu finden sind (mit der Ausnahme von Scharfschützen und Präzisionsschützen Systemen). Sie sind vergleichsweise günstig und leichter als Optisch und/oder elektrisch unterstützte Visiere. Der mit Abstand grösste Nachteil aller Ausführungen ist die hohe Fehleranfälligkeit, jeder hat schon mal die Schutzhaube des Korns durch die Diopter Trommel für das Korn gehalten. Dass die Zielerfassung länger dauert, ist ebenfalls eher schlecht.

Der Punkt am Horizont

Eine enorme Verbesserung im Vergleich zu Kimme und Korn bilden Rotpunktvisiere, diese stellen den Einschlagpunkt mit Hilfe eines, meist grünen oder roten, projizierten Absehen dar. Dieses Absehen nimmt meistens die Form eines einfachen Punktes ein, daher auch der Name Rotpunktvisier. Einige Visiere sind allerdings auch mit anderen Absehen erhältlich oder können sogar zwischen verschiedenen umschalten.

Je nach Einsatzbereich und persönlichen Präferenzen kommen Rotpunktvisiere als einfache und kompakte Projektionsvisiere oder in Röhrenbauweise daher. Bei beiden Ausführungen können optische Vergrösserungen verwendet werden. Bei den Visieren in Röhrenausführung kann das meiste Zubehör direkt auf das Visier gesteckt oder geschraubt werden.

Die deutlich schnellere Zielerfassung und klarere Zielführung sind klare Vorteile von Rotpunktvisieren, dass aber Batterien und/oder Sonnenlicht dringend für den Betrieb benötigt werden sowie der drastisch höhere Preis gegenüber Kimme und Korn sind aber eher nachteilig.

Seit Tag und Jahr hält sich bei Rotpunktvisieren der Mythos, das Grünpunkt Visiere für Nachteinsätze geeignet sind und es nur Rot und/oder Grünpunkt Visiere gibt. Fakt ist jedoch, dass egal welche Farbe das Absehen hat, das Leuchten des Visiers jegliche Sichtbarkeit des Ziels in der Nacht überleuchtet. Vereinzelt und selten sind Visiere welche Gelbe (z.B. Trijicon) oder Blaue (z.B. Taser Inc.) Absehen bieten.

Näher am Punkt

Rotpunktvisiere lassen sich mittels sogenannter «Magnifier» (Vergrösserer) zu einer Art Rotpunkt-Zielfernrohr aufrüsten. Den meisten dürfte dieses Zubehör als zusätzliches Gerät mit z.B. Klapp Montage bekannt sein. Für Visiere in Röhrenbauweise gibt es solche Magnifier als Ein- bzw. Aufschraublinse als Zubehör.

Leider haben die meisten Magnifier die (vor allem im Airsoftbereich) eingesetzt werden einen gravierenden Nachteil, die zusätzlichen Linsen und, bei separaten Magnifiern, der Abstand zum Visier dunkelt das Visierbild deutlich ab wodurch das Ziel hinter dem Punkt nur noch schwer erkennbar ist.

Komm näher mein Freund

Die meistdiskutierte Kategorie von Visieren (und der persönliche Favorit des Autors sowie anderer Brillenträger) dürften wohl Zielfernrohre mit optischer Vergrösserung sein. Das grösste, und meistens einzige, Argument gegen Zielfernrohre im Airsoftbereich ist seit ewig «du kannst nicht mal so weit schiessen wie du mit Kimme und Korn siehst, also wozu ein Zielfernrohr das für 600m+ ausgelegt ist?».

Ein gültiges Argument aber, das Zielfernrohr bietet die Möglichkeit den Überblick über das Geschehen am weit entfernten anderen Ende des Spielfelds zu behalten oder, feine Details auf Distanz zu erkennen um dem Gegner zuvorzukommen.

Zielfernrohre sind in den verschiedensten Ausführungen mit jeder Kombination von Absehen, Vergrösserungen, mit Beleuchtung usw. etc. zu haben. 

Sehr deutliches Beispiel für eine zu kleine “Eyebox” bzw. schlechten Augenabstand
3-9×40 Zielfernrohr mit Mil-Dot Absehen, diese könnten eigentlich zur Entfernungsbestimmung verwendet werden, leider sind diese nicht korrekt skaliert

Fixiert oder dynamisch?

Grundsätzlich lassen sich Zielfernrohre in zwei Kategorien aufteilen, solche mit fester Brennweite, hier wird die Vergrösserung als einzelne Zahl angegeben, und solche mit variabler Vergrösserung, bei diesen wird der optische Bereich angegeben.

Bekannte Beispiele dürften hier das Trijicon ACOG in 4×20 sein (4-Fach Vergrösserung) und das Schmidt und Bender 3-12×50 PMII sein.

Trijicon ACOG 4×20:

4x steht für 4-fache Vergrösserung, 20 ist der Durchmesser der vorderen, also dem Ziel zugewandten Linse in mm, ACOG ist ein Akronym das für «Advanced Combat Optical Gunsight» steht.

Schmidt und Bender 3-12×50 PMII:

3-12x bedeutet das dieses Fernrohr eine 3 bis 12-Fache Vergrösserung (je nach Einstellung des Fokusrings) bietet, 50 steht auch hier wieder für den Durchmesser der vorderen Linse. PM steht für die Produktfamilie (Police Marksman Serie 2).

Beide Beispiele sind im Airsoftbereich als Nachbau, zu erschwinglichen Preisen, von verschiedensten Herstellern zu finden. Die Originale verlangen eine sehr dicke Brieftasche mit Preisen zwischen 1299 CHF (ACOG) und 3195 CHF (Schmidt und Bender).

Die grössten Unterschiede zwischen Zielfernrohren im Airsoftbereich und solche für Schusswaffen, sind:

  • Augenabstand (Eye relief), der Abstand, zwischen dem noch durch das Fernrohr gesehen werden kann, ohne einen schwarzen Schatten im Blickfeld zu haben.
  • Qualität und Menge der Linsen, ähnlich wie bei anderen optischen Instrumenten gilt auch hier, vergütetes, entspiegeltes Glas welches präzise verarbeitet ist, ist tatsächlich Gold wert und macht sich bei Lichtstärke und Klarheit sehr bemerkbar.
  • Fokal Ebene oder auch Brennebene genannt, bei Fernrohren in First Focal Plane (FFP, 1FP) Bauweise können Funktionen wie optische Distanzmesser und Ballistische Kompensatoren durch den gesamten Zoombereich genutzt werden. Bei Zielfernrohren mit Second Focal Plane (SFP, 2FP) Aufbau bleibt das Absehen immer gleich gross aber genannte Funktionen gehen beim Zoomen verloren.

To zoom or not to zoom?

Die persönliche Meinung des Autors ist beim Thema Zielhilfen deutlich durch eigene Defizite und Erfahrungen geprägt, als Brillenträger auf «Hilfe» angewiesen verwende ich auf Langwaffen Zielfernrohre mit variablem Zoom oder Rotpunktvisiere mit Vergrösserung. Auf Kurzwaffen kommen Kimme und Korn mit Glasfasereinsätzen und/oder Tritium (selbstleuchtende Punkte) zum Einsatz. Es gibt kein perfektes Visier oder universelles Gerät das für alles passt, das beste Visier ist jenes, mit dem man am besten zurechtkommt und den grösstmöglichen Spass während des Airsoftspiels bringt.

WICHTIGE Info

Dieser Artikel behandelt nicht das Thema «Nachtzielgeräte» (NVS, Night Vision Scopes) da diese nach Schweizer Waffengesetz verboten sind.

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